Heilbronner Stimme vom 24.09.2010

Turnen - Viele hat es überrascht, dass die deutschen Kunstturner plötzlich zurück in der Weltspitze sind. Doch ein Boden- und Team-Europameister wie Matthias Fahrig fällt nicht vom Himmel. "Um jemanden wie Fahrig nach ganz oben zu bringen, musst du unten erst einmal hunderte fördern", sagt Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turnerbundes (DTB). Dieser Aufgabe widmet sich seit Jahren die Turn-Talentschule der TG Böckingen.

Am Dienstagabend überreichte Brechtken in der Heilbronner Experimenta dem TG-Vorsitzendern Herbert Tabler das offizielle DTB-Prädikat. Damit gehört die Turn-Talentschule nun zum erlauchten Kreis von deutschlandweit rund 100 solcher Einrichtungen.

Konzept

Im Jahr 2002 hatte der DTB ein neues Leistungssportkonzept aus der Taufe gehoben. Zielsetzung war es, in jedem größeren Mittelzentrum eine Turnschule aufzubauen, um Talente für die 15 Turnzentren und die sechs Bundesstützpunkte zu finden. "Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Im Männerbereich sind wir schon sehr gut aufgestellt, bei den Frauen fehlt uns noch die Breite", sagt Brechtken. Umso wichtiger ist es, dass die TG Böckingen das Prädikat sowohl für die Ausbildung der Jungen als auch für die Mädchen erhalten hat. "Wir bereiten die Kinder körperlich und mental auf den Leistungssport vor. Sobald sie ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht haben, geben wir sie dann an den Bundesstützpunkt in Stuttgart ab", sagt Cheftrainerin Annett Wiedemann, "wir legen hier die Basis für spätere Erfolge."

Bis zu sechs Mal in der Woche trainieren die 70 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren. Dieser zeitliche Umfang ist neben lizensierten Trainern und einer Halle mit feststehenden Geräten eine Voraussetzung, um das DTB-Prädikat zu erhalten − und es auch langfristig zu behalten. Denn die Verleihung ist auf vier Jahre befristet und die Erfüllung der Vorgaben wird regelmäßig überprüft. "Deswegen brauchen wir weiterhin die Trainingszeiten in vollem Umfang", betonte Tabler.

Kompromissbereit

Schon am Montag wird mit dem Turngau Heilbronn die Belegung der Halle neu festgelegt. Neben der TG Böckingen wollen dort auch die KTV Heilbronn und die TSG Heilbronn Trainingszeiten. "Wir sind kompromissbereit, auch Doppelbelegungen wären möglich. Allerdings muss unser bisheriges Trainingspensum gewährleistet bleiben", sagt Tabler. "Turnen im Hochleistungsbereich erfordert ein sehr intensives Training von klein auf. Wenn wir weiter erfolgreich sein wollen, dürfen wir da keine Abstriche machen", betont Wiedemann. Zurzeit stehen vier ihrer Schützlinge im DTB-Perspektivkader, zählen also deutschlandweit zu den besten Nachwuchsturnern ihrer Altersklasse. Sechs gehören zudem zum Landeskader des Schwäbischen Turnerbundes.

"Junge Menschen mit Begabung müssen wir fördern. Wir verlieren noch zu viele Talente", sagt Brechtken. Europameister fallen nicht vom Himmel, könnten künftig aber auch mal aus Böckingen kommen.


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